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Berufe, Berufung, Neue Arbeit und der Herzblutfaktor

Irgendwann zum Ende der Schulzeit stand ein Termin im Berufsinformationszentrum (BIZ) auf dem Programm. Eingebunden war auch ein Online-Test zum Eingrenzen der angestrebten Berufswahl. Laut diesem sollte ich dann nun Architektin werden (ging nicht, denn meine Mutter ist das und ich hatte meine „ich bin grundlegend gegen alles, was meine Eltern wollten“-Phase noch nicht überwunden). Platz zwei war Floristin. Aber da ich mit Blumen und Pflanzen bis zu diesem Punkt so gar keine Berührungspunkte hatte, kam das auch nicht in Frage. Mit meinem Einserabi wäre mir womöglich auch ein Zacken aus der Krone gefallen, wenn ich eine Ausbildung angefangen hätte.

Und dennoch hatte ich einen bunten Blumenstrauß an Ideen. Irgendwas mit Kunstgeschichte, Kulturwissenschaften, Soziologie oder Sozialwissenschaften. Was der Unterschied bei den Letztgenannten war, konnte mir die Dame vom BIZ nicht erklären und so bewarb ich mich einmal quer durch die Republik auf diverse Magisterstudiengänge mit wilden Kombinationen.

Nach einem längeren Aufenthalt in den USA, zog ich nach Halle, um IKEAS zu studieren. Das hat jedoch nix mit IKEA zu tun, aber war sehr ähnlich wie deren Untergeschoss aufgebaut. Von allem ein bisschen, aber nix so richtig, dafür eine Fülle an Disziplinen und Themen. Auf meinem Zeugnis stand dann also ein Abschluss in „Interkulturelle Europa- und Amerikastudien mit dem Schwerpunkten USA und Lateinamerika“. Fun Fact: Meine jetzigen Tätigkeiten haben mit den eigentlichen Studieninhalten ziemlich wenig zu tun. Spannend war es trotzdem.

Neue Arbeit – neue Kultur

Genauso spannend sind die Gespräche mit meiner Tochter. Sie wächst in dem Bewusstsein auf, dass es nicht den einen Job für sie geben wird und ich bin mir recht sicher, dass die Berufe, die sie mal haben wird, noch gar nicht erfunden wurden. Die „Neue Arbeit“, oder zumindest das Schlagwort, ist allgegenwärtig. Doch nur wenige Unternehmen und Organisationen setzen sie konsequent oder im Sinne des Erfinders um. Es geht dabei um nichts anderes als die Abschaffung der Lohnarbeit, so wie wir sie kennen. Im Zentrum steht das, was wir wirklich, wirklich wollen. Um das aber überhaupt zu erkennen, braucht es Freiräume, Vertrauen und absichtsloses Ausprobieren. Die allgegenwärtige Armut an Begierde und veralterte Glaubenssätze stehen da leider noch zu oft im Weg und so erlauben sich viele gar nicht erst (groß) zu träumen.

Das gilt phasenweise durchaus auch für mich, aber ein wenig von allem oben genannten bin ich dennoch geworden: Soziologin, Kulturwissenschaftlerin, Sozialwissenschaftlerin, kunst- und kulturgeschichtlich interessierte Architektin und irgendwie auch Floristin:

In meinen diversen Projekten forsche ich zu neuen (Arbeits-)Räumen, vor allem aber den Menschen darin und was diese motiviert sich zu neuen Gemeinschaften zusammen zu finden und vermittle das auch mit viel Freude meinen Studierenden. Ich baue eine alte Brauerei zu einem kollaborativen Arbeitsort um, stehe aber auch mal hinter unserer Schwemme-Bar oder kuratiere Veranstaltungen. In meinem Garten (mit Tiny House und Kompostthron) erforsche ich die Möglichkeiten und Grenzen der Permakultur. Insgesamt also ein bunter Blumenstrauß, der stets neue Formen annimmt.

Einen Überblick über all das habe ich hier zusammengestellt: johannavoll.de

Foto: Andi Weiland | openTransfer.de (CC by nc)

Wochenendgedanken

In der letzten Woche habe ich mehrmals verwundert festgestellt, wie sehr auch Dank der sozialen Medien, Selbst- und Fremdwahrnehmung gesteuert und verändert werden können. Ich bin ein äußerst positiv gestimmter Mensch – manchmal gar mit Hang zur Naivität und mein Leben ist so ziemlich eins von den geilsten. Wenn es anders wäre, würde ich ja was verändern. Dennoch sind meine Augenringe an diesem Freitagabend dunkel, der Rücken schmerzt und die eine düstere Wolke schwebt bedrohlich nah heran. Das liegt nicht am Freitag per se – es ist immer allerhand los. Zum Glück weiß ich, was mir jetzt gut tut und dass irgendwo hinter der Wolke die Sonne lacht.

Aktiviere Notfallplan

Seit bald einem Jahr hat es mich erwischt. Ich bin infiziert und eine schnelle Heilung ist nicht in Sicht. Das Gartenfieber hat mich fest im Griff. Im Winter wurde geplant, vermessen und recherchiert. Das gute Wetter ließ auch schon im Februar den ein oder anderen Einsatz zu. Der Garten ist dabei nicht nur mein Rückzugsort zum Schreiben der Diss in der kleinen Schreibhütte, sondern auch die ultimative Entschleunigung vom hektischen Pendeln zwischen Frankfurt (Oder), Berlin und Halle. Ein Ort zum Ankommen und Sein. „Sich zu erden“ bekommt hier eine andere Bedeutung, die auch damit zu tun hat den Dreck wieder unter den Fingernägeln rauszubekommen. Beim Harken, Schnippeln, Zupfen und Buddeln denke ich an so ziemlich nix. Da macht es auch nichts, dass ich nicht unbedingt einen grünen Daumen habe. Auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel.

Nein heißt nein.

Lernen „nein“ zu sagen ist für mich immer noch nicht einfach. Der Umgang mit Menschen, die mein mit mir selbst hart erkämpftes Nein nicht akzeptieren können, noch schwerer. Das zurückbleibende  Schuldgefühl ist nicht gesund und ich würde mir wünschen, mich dann nicht mehr rechtfertigen zu müssen. Das würde einiges einfacher machen.

Ich sitze im ICE nach Hause und freue mich drauf, die ersten Tomaten vorzuziehen, morgen die Thermoskanne mit heißem Tee zu füllen und dann „ab in den Jartn“!

2019: Neue und alte Projekte – Meine Jahreshighlights

Im letzten Jahr war so viel los, wie noch nie. Auch wenn ich mich in der nächsten Zeit primär zum Schreiben zurückziehen werde, steht auch 2019 schon einiges an, worauf ich mich freue. So kommt hier einiges zusammen, wofür in den letzten Jahren die Basis gelegt wurde. Daher habe ich auch keine guten Vorsätze. Die gehen oft genug nach hinten los. Ich freue mich in diese Projekte weiterhin Energie zu investieren:

#RGCS2019 in Barcelona und Coworking Library

Im Januar findet das dritte Symposium “Creativity and (Co-)Creation in Changing Cities: collectively organizing for new modes of production and innovation” der Research Group Collaborative Spaces (RGCS) in Barcelona statt. Ich bin dabei und werde die neueste Coworking-Forschung aufsaugen. Außerdem werden wir neue Features der Coworking Library veröffentlichen und so endlich die erweiterte Suchfunktion zur Online-Datenbank rund um Coworking-Publikationen zur Verfügung stellen. Im März folgt dann auch gleich die deutsche Coworking-Konferenz in Mannheim – natürlich auch in diesem Jahr mit dem Coworking-Quiz, das ich moderieren werde.

Coworking Library Banner

#CoopsViadrina II im Sommersemester 2019

Im kommenden Semester möchte ich mit Viadrina-Studierenden an einer neuen Auflage von #CoopsViadrina arbeiten. Mit dem Schwerpunkt “Arbeit und Coops” schließen wir an die erfolgreiche erste Ausgabe des englisch- und deutschsprachigen Magazins an, die das Thema Plattformkooperativismus zunächst greifbar gemacht hat. Aber auch in der platform-coop-Welt ist im letzten Jahr viel passiert. Ich freue mich auf ein erneutes Eintauchen in diese Thematik und all die Menschen, die sich darin engagieren.

#Podcast

Auf die Ohren gibt es auch immer mehr. Als Host der Podcasts zum Thema “Community” aus der Reihe “Coworking Values” auf OuiShareRadio produziere ich auch 2019 weitere Aufnahmen. Unterstützung erhalte ich dabei von meinen Studierenden und bin gespannt, mit wem ich in den kommenden Monaten dazu sprechen werde. Für Tipps und Ideen zu spannenden Gesprächspartner*innen, bin ich dankbar und offen.

#Halle (Saale)

In meiner neuen alten Heimat Halle fasse ich immer mehr Fuß. Das neu eingerichtete Arbeitszimmer und die Schreibhütte im Garten entschädigen zumindest etwas für das weitere Fehlen eines Coworking Spaces (kommt aber bald ;-)). Mit der Schwemme-Brauerei gehen wir ebenfalls große Schritte in diese Richtung und starten 2019 mit den großen Bauvorhaben am Gebäude. Auch die Patchwork-Familie wächst zur Mitte des Jahres und ein neues Würmchen wird unser Leben noch mehr durcheinander wirbeln. In diesem Sinne: Frohes Neues!

Plattformkooperativismus, #CoopsViadrina und eine neue politische Diskussionskultur

Wer mich kennt, weiß, dass die letzten Jahre für mich immer wieder geprägt waren von der Suche nach Gemeinschaft und alternativen Organisationsformen. In der Coworkingwelt habe ich viele Antworten auf meine Fragen gefunden und versuche diese nun intensiv beim Schreiben meiner Dissertation zu reflektieren. Besonders haben es mir dabei genossenschaftliche Coworking Spaces angetan. Aber auch in die Platfom Coop-Bewegung bin ich teilweise tief eingetaucht. Ich habe vor einem Jahr mit vielen Kooperationspartner*innen ein Magazin zu dem Thema herausgegeben und möchte auch in Zukunft mit meinen Studierenden dazu forschen und experimentieren.

Plattformkooperativismus: Genossenschaften + digitale Technologien neu gedacht

Zuletzt war ich zur Open Coop-Konferenz im Sommer 2018 in London – dem Klassentreffen der europäischen Platform Coop-Bewegung. Die Tage waren gefüllt mit spannenden Gesprächen, Vorträgen und Workshops. Die kollektive Brainpower erfüllte trotz großer Hitze die Comway Hall und ich bin mir sicher, dass nicht nur ich mit vielen neuen Ideen und Impulsen abgereist bin. Eine davon ist die feste Absicht eine zweite Ausgabe von #CoopsViadrina zu produzieren und zwar mit allen, die mitmachen wollen. Dazu gibt es eine bestehende Loomio-Gruppe, in die ihr gerne kommen könnt um gemeinsam eine sinnvolle Vorgehensweise abzustimmen.

Nun freue ich mich darüber, dass das Thema auch politisch wahrgenommen wird und möchte an dieser Stelle auf diese Aufzeichnung zum Thema „Solidarität im digitalen Kapitalismus“ verweisen.

Video: Impuls – Solidarität im digitalen Kapitalismus

An der Diskussion haben sich auch viele meiner Weggefährt*innen – direkt oder im Geiste – beteiligt. Mit dabei sind Markus Sauerhammer vom Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) oder ein Vertreter von FairmondoEla Kagel vom Supermarkt Berlin, die mit mir gemeinsam den oben genannten Kurs konzipiert hat, betonte den Stellenwert von internationalen Gründungen und Organisationsformen, wo sie dringenden politischen Handlungsbedarf sieht.

Bislang sind viele Platform Coop-Projekte noch nicht realisiert, aber schon ziemlich weit gedacht. Jetzt ist es an der Zeit zu handeln und sich weiter zu vernetzen. Die Berliner Platform Coop-Gruppe ist dabei eine wichtige Adresse und trifft sich regelmäßig im Supermarkt Berlin.

#CoopsViadrina ist online!

Im Herbst 2017 startete mit meinem Kurs an der Viadrina auch das #CoopsViadrina-Projekt. Anfangs war gänzlich unklar, wohin uns alle diese Reise bringen sollte. Das Kernthema stand fest: Wir wollten uns ein halbes Jahr mit dem sperrigen Begriff Plattformkooperativismus und den dahinterstehenden Konzepten auseinandersetzen. Nach Einblicken in die Theorie, folgte der Sprung in die Praxis und wir arbeiteten mit viel Einsatz an einem eigenen Magazin: #CoopsViadrina war geboren und ist mittlerweile hier auf Deutsch und Englisch verfügbar:

#CoopsViadrina bei slideshare: (mit Downloadoption)

#CoopsViadrina bei issue: (ohne Downloadoption)

Team hinter #CoopsViadrina

I ❤ my Job oder warum mich nach bald 5 Jahren an der Uni immer noch auf jeden Oktober und April freue

Zum Anfang von jedem neuen Semester, in dem ich an der Viadrina einen neuen Kurs konzipiere, denke ich „das wird nun aber wirklich der Coolste“. Bislang dachte ich das 12 mal. Nicht immer waren die Studierenden der gleichen Meinung und einige meiner Ideen gingen auch vollkommen nach hinten los. Dennoch nutze ich die Freiheit der Lehre um mich immer wieder neuen Themen zu widmen. Ich bin dankbar für das Vertrauen, was mir dabei von meiner Chefin entgegengebracht wird – gerade wenn mein Dissertationsprojekt sich viel zu oft auf der Rückbank wiederfindet. So fühle ich mich doch eher der Lehre als der Forschung verschrieben.

Auf dem hohen Ross der Geisteswissenschaften

Die meist kollaborativen Projekte von und mit den Studierenden sowie meine didaktische Herangehensweise an Wissensvermittlung und Forschendes Lernen, stoßen nicht immer auf offene Ohren. Auch ich merke, dass Studierende immer unsicherer werden, etwas falsch zu machen und eingespannt in die Modulstruktur weniger nach Interesse, als nach optimalen ECTS Punkten studieren. Frei nach dem Motto: „Finde den Kurs mit dem geringsten Aufwand für die meisten ECTS“. Bei mir sind sie dann oft falsch. Durch die fortschreitende Verschulung der Studiengänge sehe ich auch eine Einschränkung von Freiheiten der Studierenden. Anstelle der wirklich selbst gewählten Projekte, wird dann lieber das Praktikum für den Lebenslauf absolviert. Kreatives und absichtsloses Ausprobieren hat keinen Raum – lässt sich ja in der Bildungsbiografie nicht gut vermarkten. In jedem Fall muss man dann diese Lücken im Lebenslauf vor geldgebenden Eltern oder Bafögämtern rechtfertigen. Die Spirale des schlechten Gewissens setzt sich in Gang.

Alternativloser Weg ins erste Burnout?

Ich wünsche mir, dass es an Universitäten, aber auch allen anderen Bildungseinrichtungen und darüber hinaus, mehr Freiräume zum Ausprobieren jenseits der Jagd nach den ECTS und Zertifikaten geben würde. Kollaborative Lernorte, in denen gesponnen, geträumt, geplant und umgesetzt werden kann, gehören genauso dazu wie ein Ende des elendigen Studierenden-Bashings. Niemand der Studierenden, die bei mir Prüfungen oder Abgabefristen nach hinten verschieben ließen, tat dies ohne triftigen Grund. Meist ist mir dieser bekannt und ich habe nicht schlecht gestaunt, was für Schicksalsschläge und gesundheitliche Aspekte Menschen aus der Bahn werfen können. Vieles davon wird tabuisiert, womöglich noch sarkastisch kommentiert. Aus persönlichen Erfahrungen kann ich so einiges davon nachvollziehen, zweifle aber natürlich auch hier und da an der Prioritätensetzung der Studierenden. Nichts ist eben nur schwarz oder weiß und eine Erhöhung des (finanziellen) Drucks zwingt viele eher in unsinnige Nebenjobs als eine kritische Auseinandersetzung mit den Themen im selbst gewählten Studienfach und der eigenen Leistung.

Digital ist besser!?

Das ist es doch letztendlich was wir vermitteln wollen: Die Befähigung Zusammenhänge durch verschiedene Perspektiven wahrzunehmen, zu bewerten und in neue Kontexte zu transferieren, Wissen selbst zu erschließen und sich damit kritisch auseinander zu setzen. Und immer wieder Reflektion. Digitale Technologien sind dabei hilfreich und nützlich – niemand muss mehr alles Wissen auswendig lernen, steht ja bei Wikipedia. Aber der Einsatz digitaler Medien ist noch so ein Thema, wo wir massiv hinterherhinken.

meine Studierenden

Back to the Roots #10JahrePostkult

Vor etwas mehr als 10 Jahren hat sich eine kleine Gruppe von Studierenden zusammengefunden, um in ihrer Studienstadt, Halle (Saale), kurz vor Abschluss des Studiums noch mal was auf die Beine zu stellen. Den damals gegründeten Verein, Postkult e.V.,  gibt es immer noch und er bereichert seit 10 Jahren die Kulturlandschaft Halles. Mitte Oktober 2017 soll dieses Ereignis nun gebührend gefeiert werden – und ich bin auch wieder mit am Start.

Der Anfang

An einem grauen Wintertag saßen wir beisammen – Martin, Sarah und ich. Alle waren irgendwie mehr oder weniger in der Endphase des Studiums (für Teile von uns sollte es sich noch eine Weile hinziehen) und überlegten wie wir Zugezogenen in Halle noch mal was reißen könnten. Die Stadt hat uns drei Jahre lang mit offenen Armen empfangen und wir waren seit dem ersten Semester an der Martin-Luther Universität verbunden, kulturell interessiert und überhaupt voller Elan, wie es nicht mehr so oft vorkommt im Leben. So entstand aus der ersten Idee eine Ausstellung zu organisieren schnell ein immer größer werdendes Projekt. Das Objekt der Begierde, eine alte Post im Giebichensteinviertel, wurde Schauplatz eines zweiwöchigen Festivals im Sommer 2007. Immer mehr Menschen wollten mitmachen und so wuchs das Vorhaben nahezu täglich: Konzerte (inklusive der Fete de la Musique), Partys, Lesungen, interkulturelles (Impro-)Theater, ein Kinderfest, Diskussionsrunden, unsere legendäre Bar und vieles mehr. Dazwischen gab es viele Krisentreffen (mit Wodka im 2ZKB und ohne Wodka mit Vertreter_innen der Stadt, Anwohner_innen und helfenden Händen), da das Projekt an verschiedensten Stellen zu scheitern drohte. Wie die Kings sind wir durch Clubs getingelt um Bands zu scouten, damals noch mit myspace als Basisstation im Netz. Beinahe nebenbei wurde ein Verein gegründet um Spendenbescheinigungen für unsere vielen, vielen Unterstützer_innen ausstellen zu können. Was dabei raus gekommen ist, könnt ihr hier nachlesen.

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Postkult heute: Projekte, Projekte, Projekte und ein Stadthof

Niemand von uns hätte damals gedacht, dass sich das Projekt verstetigt und mittlerweile als Dachorganisation für verschiedenste Aktionen und Projekte fungiert (hat). Einen Überblick findet sich auf der postkultigen Webseite. Nachdem ich zwischenzeitlich eine Zeit lang im Berliner Exil gelebt habe, staune ich nicht schlecht über alles, was der Verein auf die Beine gestellt hat. Die Strukturen haben sich professionalisiert und seit einigen Jahren gibt es ein festes Vereinsdomizil: Ein Stadthof in Glaucha, dem südlichen Stadtteil von Halle, der weiterhin Chancen und Möglichkeitsräume für Initiativen bietet. Mit dabei ist auch der Stadtgarten und ein Umsonstladen. Das Gebäude selbst wird von Bands und Hallenser Initiativen genutzt. Es gibt Veranstaltungsräume und regelmäßige Events. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das Fahrradkino – ein einmaliges Veranstaltungsformat, was Nachhaltigkeit mit besonderen Filmen verbindet. Auch eine Fahrrad-Selbsthilfe-Werkstatt beherbergt das Gelände.

Mitmachen? Mitmachen!

All das funktioniert aber nur, weil es immer wieder Menschen gibt, die sich ehrenamtlich engagieren. Es sind nicht mehr vorrangig Studierende, die bei Postkult aktiv sind – alle sind willkommen und können sich einfach bei Jens, dem aktuellen Vorstandsvorsitzenden, melden und vorbeikommen – zu den regelmäßigen Mitgliederversammlungen, im Stadtgarten, den Veranstaltungen und am besten zur großen Geburtstagssause. Diese findet am 13. und 14. Oktober 2017 auf dem Gelände im Böllberger Weg 5 in Halle (Saale) statt. Genaue Infos gibt es hier: Facebook-Veranstaltung. Ich werde in den nächsten Wochen rund um den 10jährigen Geburtstag so manche Anekdote aufschreiben und mit euch teilen.

 

Ode an Floh

Heute ist es mal wieder passiert. Ich war im Flow. Der Flow ist ein einzigartiger Zustand bei dem alles fließt und am Ende einen Sinn ergibt – zumindest für diesen einen Moment. Im besten Fall auch noch später, aber im Zustand des Rauschs will man davon nix wissen. Überhaupt sind Zeit und Raum dann erst mal egal. Pullerpausen sind drin, Trinken auch (aber kein Alkohol!), alle anderen Ablenkungen müssen draußen bleiben. Der Flow ist ein schreckhaftes Wesen. Facebook, Telefone und Musik mag er oft nicht.

In meinem Fall heißt der Flow Schreibflow, liebevoll auch Schreibfloh genannt, weil man ihn schnell übersehen kann. Leider kommt er dieser Tage viel zu selten vorbei. Manchmal mache ich mir dann schon Sorgen, dass der Floh und ich uns auseinander gelebt haben – passiert ja oft genug mit Menschen. Wie aber in allen anderen Beziehungen müssen auch der Floh und ich an unserer arbeiten. Tief im Inneren denke ich, dass er eigentlich ganz gerne Routine mag und am liebsten einen festen Rhythmus haben möchte, so wie Kleinkinder. Aber das wird meiner Meinung nach auch viel zu oft überbewertet. Man schreibt sich selbst bis an die Schmerzgrenze Regeln vor – immer in der Hoffnung, dass alles ganz toll wird, wenn ich nur jede Regel akribisch befolge. Wie damals als man mir sagte, dass meine Katze mich vergöttern würde, wenn ich sie mindestens eine Stunde am Stück streicheln würde. Es war eine lange Stunde und dass ich sie als wirklich kleines Kind mal in den Pool geschmissen habe, hat sie mir nie so recht verziehen. Und so bleibt auch der Floh immer etwas unnahbar, ungreifbar, gar unerreichbar – wie der süße Typ damals auf dem Schulhof vier Klassen über mir. Man kann ihn jedoch etwas anfüttern mit täglichen Schreibaufgaben zum Beispiel – den Floh, nicht den Typen, der mittlerweile sicher eh nicht mehr so süß ist und ein Autohaus in Storkow hat, inklusive Reihenendhaus und Familie samt Katze. Die wird sicher auch viel gestreichelt. Allerdings haben sie auch einen Pool. Gibt Schlimmeres.

Dies ist ein kurzer Text einer Serie zum aktiven Schreiben meiner Dissertation. Warum es dabei genau geht, schreib ich bald mal auf. 

Teil 4: Random Facts und Vermischtes – Beschäftigung, Sicherheit, Menschen und Tiere

Im vierten Teil der Reiseserie zu unserem Monat in Thailand geht es um alles, was in den anderen Teilen dieser Serie noch keinen Platz gefunden hat, ich aber dennoch für erwähnenswert halte.

Programm

Da wir nur mit Handgepäck reisten, war unsere Auswahl an Unterhaltungsprogramm begrenzt. Was aber unbedingt mit musste, und sich als tatsächlich sinnvoll herausgestellt hat, habe ich hier mal aufgelistet:

  • (Karten)-Spiele: Uno, Phase 10, SkipBo, Kniffel
  • pro Person ein Buch sowie Tagebuch
  • Stifte
  • Taschenmesser/Besteck
  • Kindertaucherbrille (obwohl wir noch eine sowie einen Schnorchel vor Ort erwarben)
  • Badeschuhe! (Leider auch erst vor Ort gemerkt und teuer bezahlt)

Da wir schnell andere Kinder kennengelernt und die meiste Zeit draußen verbracht haben, war anderes „Spielzeug“ nicht nötig oder wurde von anderen mitbenutzt. Mit einem Mix aus Schnorcheln, Wandern, Träumen, Lesen, Essen und Fruchtshakes waren unsere Tage ziemlich ausgefüllt und ernsthaft langweilig wurde es nie. Bücher wurden übrigens vor Ort einfach weitergegeben und getauscht. Manche Unterkünfte und Cafés haben auch Ecken wo das entsprechend gemacht werden kann.

drei Rucksäcke

Internetkram und digitale Medien

  • iPad und iPhone (inkl. Apps: Spotify, Ebook-Reader, Sprachlern-Apps Thai)
  • Kopfhörer pro Nase, aber auch Ohropax
  • Basisauswahl an Hörspielen auf allen Endgeräten

Es gab nicht überall zuverlässiges W-LAN, daher war es schon sinnvoll ein paar Hörspiele und Musik offline dabei zu haben. Über die Dropbox hatte ich dann auch Zugriff auf eine digitale Kopie der wichtigen Dokumente.

Grafik: Reisen mit Kind in Zeiten des Web 2.0

Sicherheit

Erst auf der Reise wurde ich immer mal wieder angesprochen und darauf hingewiesen wie riskant es auch sein kann, ganz allein mit einem jungen Kind unterwegs zu sein. Diese Gedanken waren mir nicht fremd – jedoch waren wir bewusst nicht in einer einsamen Ecke und hatten immer eine gute Infrastruktur um uns herum. Besonders wegen meiner chronischen Krankheit, wusste ich eigentlich immer, wo das nächste Krankenhaus wäre und hatte stets genügend Bargeld für ein Taxi dorthin in der Tasche.

Zusätzlich habe ich im Vorfeld auch schon ein paar Maßnahmen diesbezüglich getroffen: Ein Googledoc mit dem ungefähren Reiseplan habe ich an enge Freunde, die auch als Notfallkontakt in meinen Unterlagen hinterlegt waren, gesendet. Außerdem gab es in jedem Gepäckstück Kopien von unseren Pässen und meiner kleinen Krankheitsgeschichte auf Englisch inklusive meiner letzten Blutwerte.

Am Kinde habe ich i.d.R. wenigstens einen kleinen Zettel mit meiner Handynummer platziert. Dennoch kam es zu einer kurzen Suchaktion von fünf Hotelangestellten, drei Köchen und mir: Zum Frühstück in Bangkok – im gebuchten Hotel wurde gerade gebaut – mussten wir im Hotel gegenüber einkehren. Ich holte uns Essen vom Buffet und Miss K. sollte sich schon mal einen schönen Platz suchen. Eigentlich hatte ich sie im Blick bis sie sich umentschied und doch lieber den tollen Balkonplatz, der gerade frei wurde, in der hinterletzten Ecke ansteuerte. Es folgten ungefähr zehn Minuten Panik und diverse Leute, die nach dem Kinde suchten, was in aller Ruhe die Nasenspitze in die Sonne hielt bis ich sie beim gefühlt fünften Mal des akribischen Absuchens des Restaurants endlich entdeckte und den anderen Entwarnung signalisieren konnte.

Mit der Zeit wurde ich aber wieder gelassener. Letztendlich verlief alles gut und niemandem passierte etwas. JedeR muss hier eine eigene Taktik entwickeln und da wir auch zu Hause eher unaufgeregt mit der stetig wachsenden Selbstständigkeit eines Grundschulkindes umgehen, machte es mir auch nichts aus, wenn Miss K. stundenlang alleine im Meer planschte oder mit gerade kennengelernten Familien auf Erkundungstouren ging (während ich mir eine Massage gönnte).

To Do Sicherheit

  • Heft/Buch mit allen wichtigen Adressen vor Ort und zu Hause
  • Online-Dokument mit ungefährem Reiseplan an enge Freunde senden
  • Kopien von Pässen und wichtigen Dokumenten (auch online speichern)
  • kleine Schilder für Taschen/Hosentaschen des Kindes mit Telefonnummer oder besser gleich so was
  • Deutschenliste
  • Vorhängeschloss z.B. für Gepäck und/oder Bungalow

Blick aufs Meer im Dunkeln

Von Tieren und Menschen

Von beidem haben wir so einige kennengelernt – manche waren freundlicher als andere. Grundlegend muss natürlich gesagt werden, dass die meisten Menschen sehr freundlich – vor allem zu Kindern – sind. Auch auf Koh Tao haben wir nur gute Erfahrungen gemacht. Dass dort alles etwas teurer als auf dem Festland ist, wussten wir vorab.

Anders wirkte Bangkok auf mich. Man sagt, es gibt Menschen, die diese Stadt lieben und andere, die sie nicht ausstehen können. Dazwischen geht nicht. Auch wenn es schöne insgesamt fünf Tage waren, ist Bangkok nicht so meins. Das hat leider auch mit den paar Menschen zu tun, die in den TouristInnen in erster Linie wandelnde Geldpakete sehen und deren Streben geprägt davon ist, diese mit diversen Tricks an sich zu bringen. So war schnell klar, dass der angenehmere Teil der Reise am Meer stattfinden würde.

Nachdem uns am ersten Tag ein anderer deutscher Tourist vom Skorpionstich seiner Partnerin und den anschließenden Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung auf Koh Tao erzählte, befürchtete ich schon Schlimmes. Innerlich waren wir auch auf diverse Mückenangriffe eingestellt. Sofern wir aber die Stunde am frühen Abend (ist sicher je nach Jahreszeit und Wetter anders) in geschlossenen Räumen verbrachten, war es gar nicht so schlimm. Das Empfinden ist auch hier immer subjektiv und  ich glaube nicht, das die diversen Mückenmittel (pflanzlich oder Chemiekeule) da einen Unterschied gemacht haben.

Weitere mehr oder weniger angenehme Begegnungen mit Tieren betreffen Geckos und Eidechsen, Krebse, Fische sowie Nagetiere. Ein riesiger Vertreter der Ersteren (ca. 1 m von Kopf bis Schwanzende)  hielt uns lange davon ab die Toilette in unserem nach oben offenen Bad zu benutzen. Natürlich wussten wir, dass die Tiere nicht gefährlich sind. Nach ein paar Wochen waren wir auch nur noch genervt von den kleinen Kackhaufen im Bungalow, die Auskunft über die ungefähre Größe des Tiers gaben.

Die fast tellergroßen Krebse haben uns oft den Weg zu unserem Bungalow in den Felsen der Sunset Bungalows „versüßt“. Miss K. hatte dabei tatsächlich Angst, fand es aber auch sehr spaßig als ich am Strand öfters aufsprang als ein Krebs aus dem Wasser direkt auf meinen großen Zeh zusteuerte. Größeres Unglück konnte jeweils abgehalten werden.

Unvergessen ist auch der Morgen an dem eine von einer Katze gejagt Maus vom Dach in unser offenes Thaistyle-Badezimmer stürzte. Wir guckten uns ziemlich beide ziemlich geschockt an. Da das Bad mit Steinen ummauert, also abgeschlossen ist, gab es für sie keinen Ausweg. Ich glaube wir versuchten beide die Strategie und das Aggro-Potenzial des anderen zu evaluieren und entsprechend zu handeln. In meinem Fall schloss ich die Badezimmertür und sagte den burmesischen Hausmädchen Bescheid, die mit einem Besen anrückten.

Wer genau nachts mein Ladekabel angeknabbert hat, weiß ich nicht – tippe aber auch auf ein tropisches Nagetier eurer Wahl. Es war immer wieder erstaunlich, wie all diese Viecher doch einen Weg in die Räume fanden. Auch wenn eine Moskitonetz nicht immer notwendig war, fühlten wir uns darunter doch etwas beschützter.

Letztendlich überwogen aber eindeutig die positiven Erfahrungen mit Einheimischen, Tieren und anderen Reisenden: Die Großfamilie, die mit Jetskis aus Surat Thani nach Koh Tao gedüst ist und uns spontan zum Abendessen eingeladen hat; die super freundliche Kellnerin und die tolle Köchin im Sushi-Restaurant von Chalok, die für uns oft vegetarische Köstlichkeiten jenseits der Karte zubereitete;  viele Herbergsmenschen, die uns weitere schöne Ecken empfohlen und uns teilweise hingebracht haben; abendliches Biertrinken in der Yat Bar; vegane Leckereien von May Kaidee in Bangkok oder der lachenden Karotte; die lieben Angestellten vom BaanTalay, die keine Wünsche offen ließen; die Piratenbar mit Feuershows in gemütlicher Atmosphäre; diverse Familien von überall, mit denen wir in Hängematten gechillt, Boote ausgeliehen und Erkundungstouren unternommen haben. Danke für all die unvergesslichen Momente!

gecko

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