In der letzten Woche habe ich mehrmals verwundert festgestellt, wie sehr auch Dank der sozialen Medien, Selbst- und Fremdwahrnehmung gesteuert und verändert werden können. Ich bin ein äußerst positiv gestimmter Mensch – manchmal gar mit Hang zur Naivität und mein Leben ist so ziemlich eins von den geilsten. Wenn es anders wäre, würde ich ja was verändern. Dennoch sind meine Augenringe an diesem Freitagabend dunkel, der Rücken schmerzt und die eine düstere Wolke schwebt bedrohlich nah heran. Das liegt nicht am Freitag per se – es ist immer allerhand los. Zum Glück weiß ich, was mir jetzt gut tut und dass irgendwo hinter der Wolke die Sonne lacht.

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Seit bald einem Jahr hat es mich erwischt. Ich bin infiziert und eine schnelle Heilung ist nicht in Sicht. Das Gartenfieber hat mich fest im Griff. Im Winter wurde geplant, vermessen und recherchiert. Das gute Wetter ließ auch schon im Februar den ein oder anderen Einsatz zu. Der Garten ist dabei nicht nur mein Rückzugsort zum Schreiben der Diss in der kleinen Schreibhütte, sondern auch die ultimative Entschleunigung vom hektischen Pendeln zwischen Frankfurt (Oder), Berlin und Halle. Ein Ort zum Ankommen und Sein. „Sich zu erden“ bekommt hier eine andere Bedeutung, die auch damit zu tun hat den Dreck wieder unter den Fingernägeln rauszubekommen. Beim Harken, Schnippeln, Zupfen und Buddeln denke ich an so ziemlich nix. Da macht es auch nichts, dass ich nicht unbedingt einen grünen Daumen habe. Auch hier gilt: Der Weg ist das Ziel.

Nein heißt nein.

Lernen „nein“ zu sagen ist für mich immer noch nicht einfach. Der Umgang mit Menschen, die mein mit mir selbst hart erkämpftes Nein nicht akzeptieren können, noch schwerer. Das zurückbleibende  Schuldgefühl ist nicht gesund und ich würde mir wünschen, mich dann nicht mehr rechtfertigen zu müssen. Das würde einiges einfacher machen.

Ich sitze im ICE nach Hause und freue mich drauf, die ersten Tomaten vorzuziehen, morgen die Thermoskanne mit heißem Tee zu füllen und dann „ab in den Jartn“!